Opex, Lean und TPM

Die drei grund­le­gends­ten Be­grif­fe sind Opex, Lean und TPM. Das ist der An­fang. Der Bei­trag wird diese Be­grif­fe ein­füh­ren und die Zu­sam­men­hän­ge ver­mit­teln.

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Worum geht es?

Im Fol­gen­den werde ich meine Sicht­wei­se der oben ge­nann­ten Be­grif­fe be­schrei­ben, sowie auf Fak­ten der damit zu­sam­men­hän­gen­den The­men ein­ge­hen. Opex, Lean und TPM sind eng mit­ein­an­der ver­bun­den. In wel­cher Art und Weise dies zu­trifft, wird im Ver­lauf die­ses Bei­trags kla­rer.

1. Opex (Ope­ra­tio­nal Ex­cel­lence)

Et­li­che Ex­per­ten haben in den letz­ten Jah­ren um Opex herum viele ver­schie­de­ne Kon­zep­te ent­wi­ckelt. Für mich stellt Opex in ers­ter Linie ein Zu­stand dar. Und zwar einen an­zu­stre­ben­den Zu­stand. Ich sage mei­nen Kun­den immer, unser Ziel muss es sein, den Zu­stand des Opex zu er­rei­chen. Also einen ex­zel­len­ten Zu­stand, mit dem man sich auf dem Markt von der Masse ab­hebt, also in der „Cham­pi­ons­le­ague“ mit­spielt.

2. Lean oder Lean Pro­duc­tion

Am An­fang der 90er Jahre er­schien ein Buch „Die zwei­te Re­vo­lu­ti­on in der Au­to­mo­bil­in­dus­trie“ von James P. Wo­mack. In die­sem Buch wird die Phi­lo­so­phie, wel­che man bei To­yo­ta ver­folgt, her­vor­ge­ho­ben und als lean be­zeich­net. Lean Pro­duc­tion stammt je­doch nicht von To­yo­ta, son­dern vom Au­toren­team um James P. Wo­mack.

Lean be­deu­tet über­setzt „schlank“. Im über­tra­ge­nen Sinne be­deu­tet lean je­doch, dass man sein Un­ter­neh­men auf eine be­son­de­re Art und Weise zum Er­folg führt, indem man alles, was nicht der Wert­schöp­fung dient, eli­mi­niert.

2.1 Der ver­schwen­dungs­freie Zu­stand

Im Vor­der­grund steht hier der Aspekt der Ver­schwen­dung oder viel­mehr die An­stre­bung eines ver­schwen­dungs­frei­en Zu­stands in der Pro­duk­ti­on. Um Ver­schwen­dung zu ver­mei­den, be­dient man sich ver­schie­de­ner An­sät­ze, wie z. B. Just-​In-Time, der Ni­vel­lie­rung der Pro­duk­ti­on, sowie der Mög­lich­keit der Im­ple­men­tie­rung einer Feh­ler­er­ken­nung in den Pro­duk­ti­ons­ma­schi­nen.

2.2 Ver­schwen­dung er­ken­nen

Jene Feh­ler­er­ken­nung kann in einem Feh­ler­fall Ver­lus­te und Ver­schwen­dung ef­fek­tiv an­zei­gen und mel­den. Nicht zu­letzt ist auch TPM ein An­satz im Lean-​Konzept, auf den ich im Fol­gen­den noch näher ein­ge­hen werde. Al­ler­dings kann die Tech­nik einen ver­schwen­dungs­frei­en Zu­stand nicht selbst her­bei­füh­ren, son­dern nur Men­schen sind in der Lage, Ver­schwen­dung zu er­ken­nen und zu eli­mi­nie­ren.

3. TPM (Total Pro­duc­ti­ve Ma­nage­ment)

TPM ist die äl­tes­te der ge­nann­ten Be­griff­lich­kei­ten. TPM (Total Pro­duc­ti­ve Ma­nage­ment) ist ein Kon­zept, oder etwas prä­zi­ser, ein ganz­heit­li­ches Ma­nage­ment­kon­zept. Ohne TPM hätte es z. B. das Pro­duk­ti­ons­sys­tem von To­yo­ta, wie wir es in der heu­ti­gen Form ken­nen, nicht ge­ge­ben. Ohne TPM hätte sich bei­spiels­wei­se Just-​In-Time bei To­yo­ta nicht rea­li­sie­ren las­sen kön­nen. Denn erst durch TPM las­sen sich die Pro­zes­se im Shopf­loor sta­bil im­ple­men­tie­ren, wel­che es be­darf, um lean zu sein.

3.1 In­stand­hal­tung

Be­trach­tet man die Pro­zes­se im Shopf­loor etwas näher, er­kennt man recht schnell, dass die The­ma­tik der In­stand­hal­tung eine große Rolle spielt und jene In­stand­hal­tung wurde somit zum For­schungs­ge­gen­stand. Eine ja­pa­ni­sche For­schungs­grup­pe nahm also ihre Ar­beit in den Pro­duk­ti­ons­wer­ken einer Toyota-​Tochterfirma na­mens Nippon­den­so auf. Diese For­schungs­grup­pe hatte den Namen JIPE (Japan In­sti­tu­te of Plant En­gi­nee­ring) und wurde von Seiichi Na­ka­ji­ma ge­lei­tet.

3.2 Der Mensch im Mit­tel­punkt

Ende der 60er Jahre er­ziel­te man dann bei Nippon­den­so einen Durch­bruch wäh­rend den For­schungs­ar­bei­ten und man er­kann­te, dass für die In­stand­hal­tungs­auf­ga­ben das Be­dien­per­so­nal der Ma­schi­nen ein­fach aus­schlag­ge­bend und un­um­gäng­lich ist. So wurde sehr klar, dass der Mensch, hier als Be­dien­per­so­nal, un­be­dingt im Mit­tel­punkt ste­hen muss. Durch diese Sicht­wei­se er­reich­te man ex­trem hohe Ef­fi­zi­enz­wer­te in der Pro­duk­ti­on. Das heute be­kann­te TPM wurde somit ge­bo­ren. Heute ist TPM nach wie vor als In­stand­hal­tungs­kon­zept ein ganz wich­ti­ger Be­stand­teil des Toyota-​Produktionssystems. Spä­ter wurde JIPE um­be­nannt in JIPM (Japan In­sti­tu­te of Plant Main­ten­an­ce) und es wurde wei­ter an TPM ge­forscht, so dass TPM heute ein ganz­heit­li­ches Kon­zept ge­wor­den ist.

3.3 Die acht Säu­len des TPM

Bei Nippon­den­so waren es im ers­ten An­satz le­dig­lich vier grund­le­gen­de Kri­te­ri­en, wel­che man er­kann­te. Die ein­zel­nen Kri­te­ri­en des TPM wer­den in der Li­te­ra­tur auch gerne als Säu­len be­zeich­net, so dass im ers­ten An­lauf die fol­gen­den ers­ten vier Säu­len de­fi­niert wur­den:

  • die au­to­no­me In­stand­hal­tung
  • die ge­plan­te In­stand­hal­tung
  • Schu­lung und Trai­ning des Per­so­nals (immer fort­wäh­ren­des Trai­ning)
  • Kai­zen (kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­rung – hier an­ge­wen­det, um Ver­schwen­dung ste­tig zu eli­mi­nie­ren)

Nach­dem je­doch diese vier Säu­len auf­ge­stellt wur­den, er­kann­te man wei­ter, dass noch mehr dazu ge­hört bzw. noch mehr Po­ten­zi­al in der Ge­samt­the­ma­tik schlum­mert. Man forsch­te also wei­ter und es wur­den noch­mal vier wei­te­re Säu­len auf­ge­stellt:

  • das Ma­schi­nen­an­lauf­ma­nage­ment
  • die in­stand­hal­tungs­fo­kus­sier­te Qua­li­täts­si­che­rung (Qua­li­ty Main­ten­an­ce)
  • die Si­cher­heit, der Um­welt­schutz und die Ge­sund­heit
  • TPM in in­di­rek­ten Be­rei­chen (also nicht nur in den wert­schöp­fen­den Be­rei­chen)

3.4 Fle­xi­bi­li­tät

So ent­stand ein ganz­heit­li­ches Kon­zept, wel­ches der­ma­ßen fle­xi­bel ist, dass es sich in jedem be­lie­bi­gen Un­ter­neh­men im­ple­men­tie­ren lässt. Die Fle­xi­bi­li­tät des Kon­zepts war immer gro­ßer For­schungs­ge­gen­stand, den man von vorne her­ein kon­se­quent ver­folg­te. Es gibt suk­zes­si­ve Vor­ge­hens­wei­sen um TPM ein­zu­füh­ren. Aus mei­ner heu­ti­gen Sicht ist TPM das Werk­zeug, mit dem man lean wird.

3.5 Psy­cho­lo­gie

Wäh­rend der Ein­füh­rung von TPM ist je­doch der Mensch immer wie­der eine Her­aus­for­de­rung. Beim Thema Un­ter­neh­mens­er­folg ste­hen wir uns zu­meist selbst im Weg. Da TPM nun in Japan ent­wi­ckelt wurde, sah man sich an­fäng­lich na­tür­lich nur mit der ja­pa­ni­schen Men­ta­li­tät kon­fron­tiert, vor des­sen Hin­ter­grund TPM ent­wi­ckelt wurde. Ja­pa­ni­sche Un­ter­neh­men sind streng hier­ar­chisch auf­ge­baut und die Mit­ar­bei­ter (das Be­dien­per­so­nal) schau­en zu ihren Vor­ge­setz­ten als Un­ter­ge­be­ne hoch. Wenn in Japan ein Vor­ge­setz­ter etwas an­ord­net, dann wird die­ser An­ord­nung un­be­dingt Folge ge­leis­tet. Hier in Eu­ro­pa herrscht aber eine an­de­re Men­ta­li­tät vor, so dass die psy­cho­lo­gi­sche Kom­po­nen­te un­gleich grö­ßer ist als dies in Japan der Fall wäre. Der Mensch ist ein Ge­wohn­heits­tier, er möch­te seine Ge­wohn­hei­ten bei­be­hal­ten und schaut daher in aller Regel der Ein­füh­rung von TPM zu­erst ein­mal eher skep­tisch ent­ge­gen. Man muss über­zeu­gen, um TPM kon­se­quent ein­füh­ren zu kön­nen und das Per­so­nal von An­fang an mit teil­ha­ben las­sen und aktiv ein­bin­den.

3.6 Po­ten­zi­al

Hier in Deutsch­land gibt es ein rie­si­ges Po­ten­zi­al für TPM, wel­ches als Nach­hol­be­darf zu ver­ste­hen ist, da es sehr viele Un­ter­neh­men gibt, wel­che die Vor­zü­ge von TPM für sich noch nicht er­kannt haben. Das ist tra­gisch, denn meine Er­fah­rungs­wer­te be­stä­ti­gen, dass sich ein kon­se­quent ein­ge­führ­tes TPM in jedem Fall aus­zahlt.

Lean ist die Phi­lo­so­phie, Opex ist der Ziel­zu­stand und TPM ist das Werk­zeug